Maren Briswalter
Ich bin Mutter von drei Kindern und lebe mit meiner Familie in der Nähe von Mainz.
Nominierungen und Auszeichnungen
Ausstellungen
Presse: Maren Briswalter im "Eselsohr", Fachzeitschrift für Kinder- und Jugendmedien
In jeder Eselsohr-Ausgabe wird ein Illustrator präsentiert. Bei der Ausstattung der Februar/2016-Ausgabe bedankt sich "Eselsohr" bei Maren Briswalter, von ihr stammen das Titelbild und die
Illustrationen im Heft.
Aktuelle Veröffentlichungen (hier abgebildete Illustrationen sind u.a. diesen entnommen):
E. Jooß: Rübezahl (Urachhaus 2015); E. und H. Keil: Die Vorlesebibel (Deutsche Bibelgesellschaft 2015); Die Weihnachtsgeschichte (Pattloch 2014); N. Walker-Guye: Ruben und Robinia (Aracari
2015); Der Rattenfänger von Hameln (Urachhaus 2013); Said: Hans mit der Hütte (Sankt Michaelsbund 2012); N. Walker-Guye: Schneehäschens Weihnachtsüberraschung (Aracari 2012); Storm: Pole
Poppenspäler (Urachhaus 2011); N. Walker-Guye: Schneehäschens Stern (Aracari 2010); E. Jooß: Die Zauberfeder (Sankt Michaelsbund 2009); Hauff: Das kalte Herz (Urachhaus 2009);
R. Godden: Holly und Ivy (Urachhaus 2007).
Maren Briswalter im Interview
Anke Harms: Romantik als Inspiration. Ein Gespräch mit der Illustratorin Maren Briswalter
Seit über 20 Jahren illustriert Maren Briswalter Bilder- und Sachbücher für Kinder und entwirft Bildergeschichten für das Fernsehen. Bereits mehrere ihrer Bücher wurden von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. als „Buch des Monats“ prämiert. Erst im Februar 2013 erhielt das von ihr illustrierte "Hans mit der Hütte" die Auszeichnung in der Sparte „Kinderbuch“. Auch auf der Empfehlungsliste „Die besten 7“, die im Auftrag von Deutschlandfunk und Focus monatlich veröffentlicht wird, waren bereits einige ihrer Bücher zu finden.
In der Ausstellung „Pole Poppenspäler und andere Geschichten“, die vom 17. Februar bis Ende Juni 2013 im Literaturmuseum „Theodor Storm“ in Heilbad Heiligenstadt zu sehen war, wurden von ihr gezeichnete Originalvorlagen zu "Pole Poppenspäler" von Theodor Storm, zu "Das kalte Herz" von Wilhelm Hauff und zu "Die Märchenfrau" gezeigt. Neben weiteren Illustrationen zu literarischen Klassikern wie "Nussknacker und Mausekönig" von E. T. A. Hoffmann oder "Nathan der Weise" von G. E. Lessing zeigte die Künstlerin hier auch Arbeiten zu Kinderbüchern von Rumer Godden, Erich Jooß, Jo Pestum und Said.
2012 erschien eine Neuauflage von "Die Märchenfrau", die sie gemeinsam mit der Märchenerzählerin und Übersetzerin Arnica Esterl im Esslinger-Verlag veröffentlicht hat. Briswalter hat die Geschichte in zurückhaltenden Pastelltönen zart illustriert.
Ihre ganzseitigen, detailfreudigen Bilder nehmen den Betrachter mit auf eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert.
In dem reichhaltig illustrierten Buch wird ein Einblick in das Leben von Dorothea Viehmann, der wohl bekanntesten unter
den Märchenbeiträgerinnen der Brüder Grimm, geboten. Dies habe ich zum Anlass genommen, um mit Maren Briswalter über ihre Arbeit als Illustratorin zu sprechen.
Anke Harms: In Ihrer Darstellung von Dorothea Viehmann greifen Sie auf Ludwig Emil Grimms „Porträt der Märchenfrau aus Niederzwehrn“ von 1819 zurück. Sahen Sie ein
Vorbild in ihm oder welche anderen Illustratoren inspirierten Sie bei Ihrer Arbeit?
Maren Briswalter: Während der Vorarbeiten hatte ich mir zwei dicke Bände mit dem umfangreichen, vor allem zeichnerischen Werk des „Malerbruders“ Ludwig Emil Grimm
zugelegt. Er hat seine beiden Brüder Jakob und Wilhelm als junge, noch nicht berühmte Männer gezeichnet, die sie ja zum Zeitpunkt unserer Erzählung waren, auch seine Schwester Lotte und
eben Dorothea Viehmann. Es war für mich ganz klar, dass man ganz deutlich sehen sollte, dass es schon damals ein gezeichnetes Porträt der Viehmännin gab, von wem es stammte und dass es
sogar für eine der frühen Ausgaben koloriert wurde. Von der Malerei und Illustration der Romantik und der Zeitgeschichte des Biedermeier insgesamt habe ich mich auch stilistisch
inspirieren lassen, aber insbesondere dokumentarisch gesehen war L. E. Grimm ein seltener Glücksfall.
Anke Harms: Ihre Illustrationen geben der Natur und der landschaftlichen Umgebung viel Raum. Menschen und Tiere erscheinen der Landschaft untergeordnet. Würden Sie sagen,
dass die Abbildung von Natur in Ihren Bildern einen höheren Stellenwert hat als die Darstellung von Menschen oder Tieren?
Maren Briswalter: Ich möchte, dass der Betrachter sozusagen in die (ganzseitigen) Bilder hineingezogen wird (z. B. als Dorthe zum Markt nach Kassel geht; man sieht auch,
wie weit die Frau zu laufen hatte). Und in die Sachbuch-Erzählung wollte ich durch die weiten Landschaftsbilder eine sehnsuchtsvolle Stimmung bringen. Die Landschafts-Bilder sind in die
Tiefe gestaffelt und die Innenräume fluchtend gebaut. Rückenfiguren stehen wie bei C. D. Friedrich als Stellvertreter des Betrachters. Trotzdem versuche ich auch bei relativ kleinen
Figuren diesen einen erkennbaren Ausdruck zu verleihen. Die Kinder schauen beim Zuhören von „aufmerksam bis verträumt“, die Märchenfrau hat ein zerbrechliches, etwas abgearbeitetes
Gesicht.
Anke Harms: In Die Märchenfrau wurde das Märchen von der klugen Bauerntochter als Binnenerzählung eingefügt. Bei der Illustration dieser Szene weichen Sie von Ihrem Stil,
der durch großzügige Räumlichkeit und detailliert gestaltete Vorder- und Hintergründe gekennzeichnet ist, ab und gestalten einzelne Szenen des Märchens vor einem flächigen Hintergrund.
Weshalb haben Sie sich hier für diese Art der Darstellung entschieden?
Maren Briswalter: Das „Märchen im Märchen“ bzw. das Märchen in der Geschichte sollte sich gestalterisch deutlich vom Erzähltext absetzen und durfte nur eine Doppelseite
beanspruchen und so ließ ich mich inspirieren vom Bilderbogen des 19. Jahrhunderts. Der Betrachter wird zwar nicht in das Bild „hineingezogen“, aber er bekommt einen
spielerisch-distanzierten Überblick über ein aus mehreren kleinen Vignetten zusammengesetztes Geschehen.
Anke Harms: Ihre Bilder zeigen, dass Sie sich von Originalschauplätzen und historischen Orten inspirieren lassen. So erkennt der Betrachter auf dem Vorsatzblatt zu Die
Märchenfrau zum Beispiel den Kirchturm von Niederzwehren wieder. Wie umfangreich waren Ihre Recherchen vor Ort und was lässt sich davon noch in dem Buch wieder finden?
Maren Briswalter: Über Herrn Dr. Lauer vom Brüder Grimm-Museum in Kassel lernte ich die damals in der pädagogischen Museumsarbeit tätigen „Märchenfrauen“ kennen. Mit
einer der beiden besichtigte ich auch Niederzwehren.
In Kassel fand ich wegen der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs nur in historischen Stichen und Fotos noch alte Straßenansichten. Die „Marktgasse“, auf welcher entlang die beiden
Pfarrerstöchter Dorthe zum Haus der Grimms bringen, fügte ich anhand von Kupferstichen und historischen Fotos zusammen, ebenso das Wohnhaus der Grimms von außen und das Pfarrhaus.
Für die Schneiderstube und für den Hof zu Hause bei Dorthe fotografierte ich im Hessischen Freilichtmuseum Details. Welches Kind von heute weiß denn, was eine Haspel ist, ein Ellenmaß,
ein „Ofenbügeleisen“ oder ein Tisch mit den verschiedensten Tellern aus lauter Armut? Und wer weiß, warum die Körbe an der Decke hängen?
Es gibt ein Foto aus der Anfangszeit der Fotografie von den Schreibtisch- Utensilien, das habe ich mir erlaubt zu „verwenden“, obwohl die Brüder Grimm zum Erzählzeitpunkt in unserer
Erzählung viel jünger waren und vermutlich noch nicht berühmt genug waren, als dass jemand damals schon ihren Schreibtisch für festhaltenswert gehalten hätte.
Für die Personendarstellungen der jungen Grimms hatte ich aber, wie schon gesagt, die vom jüngeren Bruder L. E. Grimm gezeichneten Porträts.
Anke Harms: In der Ausstellung „Pole Poppenspäler und andere Geschichten“ in Heiligenstadt waren vor kurzem Bilder von Ihnen zu sehen. Sicher haben Sie für die Zukunft
weitere Ausstellungen geplant? An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?
Maren Briswalter: Im Herbst wird Der Rattenfänger von Hameln erscheinen. Und in der Adventszeit werde ich wieder in Heiligenstadt Originale zu Weihnachtsbüchern und
Adventskalendern ausstellen.
Anke Harms: Zum Abschluss möchte ich Sie noch fragen, ob es eine bestimmte Erzählung oder im besonderen ein Märchen gibt, das Sie schon immer illustrieren wollten, es
bisher aber noch nicht getan haben?
Maren Briswalter: Sehr gern würde ich ein Wintermärchen von Andersen illustrieren, obwohl auch diese wie die Grimm‘schen Märchen von vielen namhaften Illustratoren
bereits illustriert vorliegen.
Zu E. T. A.Hoffmanns Das fremde Kind kursiert der Vorbehalt, dass dieses Märchen nicht für Kinder sei und zu wenige Käufer finden würde … Aber ich bin auch gespannt auf „moderne“
Märchen!
Anke Harms: Vielen Dank für das Gespräch.